Anstelle eines Vorwortes
 

Die Kircheinweihung am 26. April 1980 stellt in unserem Gemeindeleben einen Höhepunkt dar.
Endlich hat Langen eine Kirche; bisher haben wir uns mit einem Provisorium zufrieden gegeben.
Seit 1956 feierte die St. Petri-Gemeinde in einem Haus ihren Gottesdienst, das auch als Gemeindehaus diente. Dieses Gebäude war im Laufe der Jahre reparaturbedürftig geworden. Ein Versuch, Ende der 60er Jahre einen Kirchbau genehmigt zu bekommen, wurde aufgegeben zugunsten eines 2. Gemeindehauses, dem „Haus der Begegnung" am Taubenweg.
Dennoch empfanden viele Gemeindeglieder und der jetzige Kirchenvorstand die Situation als belastend, weil uns einmal für den Gottesdienst ein würdiger Rahmen fehlte und weil zum anderen für das Gemeindeleben die vorhandenen Räume nicht mehr ausreichten.
So waren wir sehr erfreut und dankbar, als im Frühjahr 1977 Vorplanungen für einen Kirchbau vorgenommen wurden. Es ergab sich dadurch die Möglichkeit, für den Gottesdienst einen sakralen Raum zu erstellen, das alte Gemeindehaus umzubauen und so mehr Platz für unsere Gruppen zu gewinnen und schließlich das 1. Pfarrhaus auszubauen und zu modernisieren. Das bauliche Endergebnis steht vor uns und bietet sich dar als ein in sich geschlossener, harmonischer Baukörper. Der 1961 errichtete Kirchturm ist in den Gesamtbau integriert. Wir sind dem Landeskirchenamt in Hannover und der hannoverschen Landeskirche dankbar, daß dieser Bau genehmigt und so durchgeführt werden konnte. Unser Dank gilt dem Architekten, Herrn Harald Leonhardt, Hannover, für die künstlerische Idee und deren Ausführung; auf dem vorhandenen Grundstück ist ein sehr schöner und zweckmäßiger Bau entstanden. Dankbar sind wir auch den beteiligten Firmen.

Möge die neue Kirche unserer Gemeinde weitere Impulse geben und von uns allen als unser Gotteshaus angenommen werden!

Da die Kircheinweihung ein so herausragendes Ereignis in unserer Gemeinde ist, hat der Kirchenvorstand beschlossen, aus diesem Anlaß eine Festschrift herauszugeben. Wir haben sie unter das Thema „Kirche-weit-weit" gestellt. Gerade die Einweihung einer Kirche verpflichtet uns, uns bewußt zu machen, daß unser Kirchturm wohl uns in Langen die Richtung in mehrfacher Art weisen kann, daß wir aber nur ein Teil einer großen Gemeinde sind, die uns braucht und die wir brauchen.
So wie es viele in Langen beglückt, wenn wir andererorts Christen begegnen und mit ihnen Gemeinschaft feiern können, so hoffen wir auch, für die anderen Ansprechpartner zu bleiben und zu werden. In unserer Festschrift werden wir zunächst über unsere Gemeinde und über ihre Geschichte berichten. Die „weltweite Kirche" zwingt uns, über unseren Horizont hinauszusehen, uns klar zu machen, daß sich Christen in ganz verschiedenen Gesellschaften und Lebensumständen befinden und daß sie ganz unterschiedlichen Belastungen ausgesetzt sind.
Gerade weil wir so dankbar über die neue Kirche sind, wollen wir anderer gedenken und sie zu Wort kommen lassen.

Seit einen Jahr hat die St. Petri-Gemeinde Langen mit der Kirchengemeinde Mügeln in der sächsischen Landeskirche (DDR) ein partnerschaftliches Verhältnis aufzubauen begonnen. Die Begegnungen untereinander haben uns gezeigt, daß wir uns gegenseitig viel geben können, Zuspruch im Glauben und in der Lebensgestaltung.
Sehr schnell sind wir uns Freund geworden. Wir freuen uns, daß zur Kircheinweihung Gemeindeglieder aus Mügeln bei uns sind. Herr Pfarrer Hermann Weicker hat uns einen Bericht aus seiner Gemeinde zugesandt, Bilder zeigen uns die schöne spätgotische Kirche aus der alten sächsischen Gemeinde. Unser Wunsch für diese Partnerschaft ist es, daß wir fester zusammen wachsen, uns oft sehen können und das Zusammengehörigkeitsgefühl mehr und mehr Gemeindeglieder erfaßt.

Ist Mügeln uns auch durch eine lange gemeinsame deutsche Geschichte verbunden, so ist die 3. Gemeinde in unserem Kreis - Umbonambi in der Republik Südafrika - uns durch die jüngste Geschichte sehr nahe gekommen. Die Menschen in dem zu Ende gehenden Jahrhundert werden sich in zunehmendem Maße mit der Beziehung der nördlichen zur südlichen Erdhälfte auseinanderzusetzen haben.
In Südafrika stoßen die Interessen beider Gruppen so aufeinander wie sonst nirgendwo auf der Erde, weil hier zwei Kulturkreise, zwei Rassen zusammen-, beziehungsweise nebeneinanderleben. Weiße und Schwarze bilden ihre lutherischen Kirchen. Mit der schwarzen südafrikanischen evangelisch-lutherischen Kirche (ELCSA) hat unsere hannoversche Landeskirche eine Partnerschaft, und so lag es in mehrfacher Hinsicht nahe, aus diesem Gebiet von einer Gemeinde zu berichten. Pastor Mkhwanazi ist zur Zeit Pfarrer in Bremerhaven-Wulsdorf; er erzählte uns von seiner Heimat, und wir haben danach einen Bericht zusammengestellt, in den wir auch eigene Kenntnisse einbrachten . Südafrika liegt räumlich weit von uns, es ist uns aber nahe als ein Land mit vielen Christen, denen wir uns in ihrer Not verbunden wissen, und es ist uns nahe als ein Land mit seinen inneren Konflikten.

Drei Gemeinden sollen etwas von der weltweiten Kirche vermitteln; sie sollen verdeutlichen, daß es ein weltumspannendes, brüderliches Christentum gibt, das die Menschen zur Eintracht, zum Frieden und zum neuen Sein führen soll.
Der Spruch der Einweihungswoche verweist auf die große Gnade und die Verpflichtung, die uns verhießen und aufgetragen ist. Möge er allen Christen Richtschnur und Hilfe sein:

„ Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu." (2. Korintherbrief, 5, 17)

     Dietrich Weber