Feste Burg und Zelt Gottes unter den Menschen:
Raum für die Erfüllung des Wortes, Zentrum für die Gemeindearbeit

Dem Architekten war die Aufgabe gestellt, einen Kirchenneubau mit ca. 300 Plätzen zu planen unter Einbeziehung vorhandener Bauteile - des Turmes, des Gemeindesaales - hier fanden bisher die Gottesdienste statt - und des Pfarrhauses. Gemeinde- und Pfarrhaus sollten durch Umbaumaßnahmen den neuen Anforderungen angepaßt werden.

Das Grundstück für den Neubau liegt zwar dezentral, jedoch besitzt Langen bisher noch kein kommunales oder geistiges Zentrum, so daß es sich anbot, durch das Ensemble der alten und geplanten Gebäude einen neuen geistlichen Mittelpunkt zu schaffen.

Das Vorhandene, Ausdruck vergangener Jahre, wurde nicht als Zwang, sondern als Aufforderung begriffen, Tradition zu bewahren, eine bauliche Synthese zu schaffen, die den heutigen Anforderungen an Gottesdienst und Gemeindearbeit gerecht wird.

Der alte Kirchturm, bisher als Solitär, Tradition für die Kirchengemeinde Langen - hier wurden im Jahre 1961 gemeinsam die ersten Glocken aufgehängt - wurde erhalten und in das neue Kirchenschiff einbezogen, weithin sichtbares Zeichen auch für das neue Zentrum.

Die Gebäude gruppieren sich um einen Vorhof- ein Atrium - das sich zum Kapellenweg hin öffnet und zum Besuch einlädt.

Der Neubau der Kirche fügt sich ein in die umgebende 1 - 2 geschossige Bebauung, jedoch ohne darin aufzugehen. Die Kirche ist als Gotteshaus erkennbar, eine ,feste Burg' - großflächige Klinkermauern nach außen, die Orientierung nach innen auf das Kreuz gerichtet, jedoch mit ausstrahlender Wirkung, Einblicke durch die eingeschnittenen, weit heruntergezogenen Fenster gewährend. Zu beiden Seiten der Haupteingangstür sehen wir in den Kirchenraum bis hin zum Altar.

Anknüpfend an die niedersächsische Bautradition ist das Schiff in lebendigen, roten Klinkern aufgeführt, das Dach mit Hohlpfannen gedeckt, abgesetzt die weißen kleinteiligen Fenster mit schlanken, filigranen Profilen. Der Kirche, mit ihren vier Giebeln in die Himmelsrichtungen, sind die übrigen Gebäude untergeordnet.

Der Eintretende verharrt in der Eingangshalle - Ort der Sammlung und des Ausklanges nach Besuch des Gottesdienstes. Zu Festtagen können die Türen zum Kirchenraum geöffnet und ca. 60 Stühle zusätzlich aufgestellt werden.

In der Achse der Kirche werden wir vom Eingang auf das Kreuz, den Mittelpunkt geführt, ,Prozessionsweg' bei Hochzeiten, Konfirmationen u. a.

Wir stehen in einem Kirchenraum mit protestantischen Sinne: festlich und heiter, ein sakraler Raum in unserer profanen Zeit, ein Raum für die Erfüllung des Wortes. Bewußt wird auf jede optische Konkurrenz verzichtet. Beschränkung auf wenige ausgesuchte Materialien und Farben. Das Rot der Wände und des Fußbodens, die hellen weißen Fenster. Das Dach, ,Zelt Gottes unter den Menschen' in sichtbarer Holzkonstruktion. Die Balken tragen die Lasten der Decke auf tiefsitzenden Kapitellen in den vier Ecken ab.

Die Gemeinde versammelt sich um das Kreuz. Dem entsprich t die Anordnung der Bänke von drei Seiten um den Altar. Die ,Gemeinschaft' findet ihren Ausdruck auch in der Wahl von Bänken: Die Gemeindemitglieder sitzen nicht isoliert, getrennt voneinander, mit dem praktischen Vorteil, daß man bei einer großen Besucherzahl zusammenrücken kann.

Auf einem Holzpodest vor dem Kreuz der Altar- der Tisch, um den sich die Gemeinde zum Abendmahl versammelt.

Vor der Altarwand die aufgemauerte Kanzel als Stätte der Predigt.

Zur linken Seite das Taufbecken, um das sich auch kleinere Taufgesellschaften versammeln können.

Durch diese Anordnung wird vor dem Altar Raum gewonnen für Chorgesang, mehrere Sprecher oder Krippenspiele.

In der Nische zwischen Eingang und Turm soll in späterer Zeit die Orgel eingefügt werden.

Nach dem Besuch des Gottesdienstes lädt die direkte Verbindung zum Besuch des Gemeindehauses ein.

Hat die Gemeinde im Kirchenbau einen gemäßen Raum für das christliche Bekenntnis, so sind der umgebaute Gemeindesaal mit Konfirmandenraum, der Verbindungstrakt zur Kirche mit WC-Anlagen und Garderobe sowie das Foyer als Eingangsbereich auf die Erfordernisse der Gemeindearbeit zugeschnitten. Hier können Veranstaltungen stattfinden, z. ß. Theatergruppen - Bühne, Film- und Dia -Vorträge - Projektionsraum, aber auch gemütliches Beisammensein - Teeküche, hier können Arbeitsgruppen tagen und Konfirmanden unterrichtet werden.

Kirche, Sakristei und Gemeindehaus umgrenzen einen kleineren, abgeschlossenen Innenhof, der vom Foyer aus zugänglich, zu Gottesdiensten unter freiem Himmel, zur Begegnung oder in Pausen von Veranstaltungen genutzt werden kann.

Planungsbeginn der Kirche im Sommer 1977
Baubeginn: 05. 12. 1978
Grundsteinlegung: 03. 05. 1979
Richtfest: 05. 09. 1979
Einweihung: 26. 04. 1980
   
Architekturbüro Leonhardt