Auf dem Weg des Leben - mit Liebe im Herzen
„Wenn man behauptet, das menschliche Leben könne durch den Verstand regiert werden, so wird damit die Möglichkeit des Lebens aufgehoben“, schreibt Leo Tols-toi gegen Ende seines Romans Krieg und Frieden.
Der Verstand ist ein Spätentwickler. Ich lebe bereits lange vor meinem ersten be-wussten Gedanken, lange vor dem ersten Wort und erst recht lange vor dem ersten abstrakten Begriff, den ich mir bilde. Ich regiere nur zum kleinsten Teil über mein Leben, vielmehr regiert das Leben über mich: Das habe ich gespürt bei der Geburt unseres Enkels, ich spüre es jeden Tag beim Älterwerden. Mit meinem Verstand kann ich meine zunehmende Schwerhö-rigkeit nicht aufheben, nur lindern durch das Tragen von Hörgeräten.
Es kommt im Leben darauf an, was ich in mein Herz einlasse. Darauf vertraue ich. Es bestimmt dann mein Denken.
Ich kann mich als Egoisten inszenieren und mein EGO groß schreiben. Ich ver-folge nur meine Interessen und meine Wünsche, andere schiebe ich beiseite. Eine egoistische Menschheit beutet die Welt schrankenlos aus und setzt dafür alle Kraft ihres Verstandes ein.
Ich kann mich vom Hass erfüllen lassen, dann kommt es zu Gewalt und Krieg. Mein Verstand wird alles dafür einsetzen, dass ich siege.
Ich kann mein Herz von Liebe erfüllen lassen. Dadurch wird nichts leichter im Leben, aber es wird vertrauensvoller, freundlicher. Andere treten in meine Wahrnehmung und in mein Bewusstsein. Ich begebe mich auf den Weg des Lebens, nicht als Herrscher, sondern als ein Mitle-bender, als Freund oder Gefährte. Darin folge ich mit meiner Kraft der Spur, die Jesus gelegt hat.
Ihr Pastor Klaus Kochsiek